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Gemeinsamer OP-Bericht von Ani88 und U-Bit
(Autoren: Ani88 und U-Bit)

(Anmerkung:
Der allgemeine Text ist blau, Texte von Ani rot und von U-Bit grün.)
 

Ani88 und U-Bit haben sich im Skoliose-OP-Forum kennen gelernt. Sie haben sich angefreundet und beschlossen, die OP gemeinsam "durch zu ziehen". Sie wurden dann beide am 10. August 2011 in der Schön-Klinik in Neustadt/i.H. operiert.

9. August 2011 / Aufnahme-Tag

Um 9 Uhr erreichten wir zusammen mit unserem Anhang die Klinik. Dort mischten wir den Laden schon mal auf, als es um die Frage nach dem TV ging. U-Bit klopfte an die Scheibe zwischen unseren Kammern und schrie rüber, ob wir denn TV auf dem Zimmer haben wollen. Nach der Aufnahme ging es dann auf Station 40. Hier dann das erste leichte Chaos. „Wer wird aufgenommen?“ „Wir beide!“ Und schwupps haben wir unser ganzes Zeugs der Schwester entgegen gesteckt. Von da an begleitet uns die Angst bis nach der OP, dass man uns beide verwechselt.

Nun folgte ein Spiel: Man nennt es Schnitzeljagd durch das Klinikum – Aufnahmegespräch mit Schwester Tanja, körperliche Untersuchung, Narkosegespräch, Blutabnahme, Fotoshooting, Röntgen (Bending, Traktion) und das Aufnahmegespräch.

Inzwischen haben wir uns wohnlich eingerichtet – wir haben ein gemeinsames Zimmer bekommen, was so bleiben wird! Einfach genial. Bei uns sieht es dann auch immer sehr gemütlich aus... Eher wie in einer Jugendherberge dank unseren ganzen Habseligkeiten, welche überall rumliegen.

Zwischendurch saßen wir viel auf dem gelben Sofa, spielten Ligretto und beobachteten die Patienten, die ihre OP schon hinter sich hatten. Die Mama von Ani kam uns dann aus unserem Zimmer entgegen und meinte, dass unsere Boxen und auch eine Infusion da liegen würden. Infusion? Das war uns neu. Wir also zu unserem Zimmer und fingen an zu Lachen. Es handelte sich nicht um eine Infusion, sondern um den Einlauf! Wir kringelten uns vor Lachen. Ansonsten war das OP Hemd, die Box für die Intensivstation, Thrombosestrümpfe, der Atemtrainer und eine Unterlage dabei.

Abends gingen wir dann zu Bubbles, die im Zimmer gegenüber lag. Als wir drüben waren, beschlossen wir, lieber einen Zettel zu schreiben, dass wir uns im Zimmer gegenüber befänden (wir haben an diesem Tag bereits nach wenigen Stunden einen Zettel auf dem Zimmer gehabt, auf dem wir aufgefordert wurden, uns bei den Schwestern zu melden, also nur nicht gleich noch einmal negativ auffallen). Also zurück ins Zimmer und was lag auf unseren Betten?? Unsere Patientenakten – NEIN, 2 Minuten waren schon wieder zu lang. Wir haben uns dann erkundigt und wir sollten nun in die Ambulanz runter, Dr. Thomsen möchte noch einmal mit uns sprechen. Wir schon im Gammellook mit quietsch grünen und pinken Crocs also in die Ambulanz und wie befohlen dort gewartet.

Wie zwei Teenager vor dem ersten Date saßen wir in der Wirbelsäulenambulanz und kicherten, was das Zeug hielt. Als Dr. Thomsen dann kam und fragte, wer zuerst rein wollte, gingen wir beide zusammen rein. Nun kam eine Situation, die einem die Schamesröte ins Gesicht treibt: In dem Raum saß schon ein Arzt (Dr. Messner, U-Bits Operateur), der unser Gekicher mitbekommen hatte. Peinlich!

Wie oben schon angedeutet, mussten wir oft aufpassen, dass wir auch wirklich unsere Unterlagen hatten und dieses Mal ebenso: U-Bit hielt Anis Röntgenbilder in der Hand und staunte nicht schlecht, dass sich ihre Wirbelsäule so verschlechtert hatte. Ani hatte Röntgenbilder von einer anderen Patientin in der Hand und freute sich, dass sich ihre Wirbelsäule verbessert hatte. Nach kurzem Hin und Her hatte dann jede von uns ihre Bilder in der Hand und es wurden letzte Dinge besprochen.


Dr. Thomsen erklärt U-Bit nochmals was genau gemacht wird und, dass sie jung wäre und ein gutes Ergebnis zu erwarten wäre. Dann komme ich dran. Ich bin auf einmal ALT, bei mir sehe es anders aus (ob die 2 Jahre so viel ausmachen???). Bending und Traktion... Muss man mal gucken, was in der BWS geht. Hm, Ernüchterung... Dann kommt die Rippenbuckelresektion zur Sprache, da ich bei den ärztlichen Aufnahmegesprächen im Laufe des Tages immer wieder darauf verwiesen habe, dass das kosmetisch gut werden muss und der Rippenbuckel mit das Schlimmste für mich schon immer ist. Dr. Thomsen ist sehr "begeistert" und es gibt ziemliche Diskussionen. Letztlich stehe ich ohne T-Shirt im Raum und U-Bit wird befragt, ob denn mein Rippental schlimmer wäre oder der Buckel. Sie weiß ja, was ich hören will und was er hören will. Aber U-Bit ist natürlich auf meiner Seite. Er wird es während der OP entscheiden, aber er findet es zu viel und die Diskussion führe er in letzter Zeit ständig und er habe kein einziges Mal eine RBR gemacht. Zudem brauche meine OP länger als eigentlich geplant war. 4-5 Stunden. Jetzt ist alles gesagt.


Meine Versteifungsstrecke bleibt wie schon beim Kombi-Termin besprochen bei TH2 bis L2 und wird dorsal (von hinten) in drei Stunden korrigiert. Meine OP soll am Vormittag stattfinden.


Eine unangenehme Sache stand uns noch bevor: Der Einlauf.


Ani musste als erste dran, da ich noch zum Lungenfunktionstest musste. Da das Teil kaputt war und ich nach vier Wiederholungen keine Kraft mehr hatte, ging ich unverrichteter Dinge wieder zu meinem Zimmer. Ani lag bereits im Zimmer und kläre mich auf, dass das gar nicht so schlimm sei. Es war wirklich nicht schlimm. Danach bekam mein Wichtel (Aufpasser und Glücksbringer) noch ein schickes Armband mit meinem Namen. Die erste Thrombosespritze musste auch sein. Es tat nicht weh, aber in den nächsten Tagen wird das Spritzen zur Qual.


Das Abendessen bestand aus verschiedenen Suppen und wurden von uns nicht angerührt – obwohl doch: die Löffel stecken wir einmal rein und beschlossen dann, nein danke, dann lieber nichts.

Ani hat den Einlauf nicht sehr gut vertragen. Sie musste sich übergeben und ihr war schwindelig.


Nach langem Überreden sind wir auf den Flur gegangen, aber wir haben es bis zum Schwesternzimmer geschafft, danach ging es nicht mehr. Ani ist gegangen wie eine alte Frau. Eine Schwester kam und fragte mich, wie lange Anis OP denn her sei, ihr würde es ja noch gar nicht gut gehen. Als ich ihr dann sagte, dass ihre OP erst morgen sei, musste sie lachen und meinte, dass so was auch nicht oft vorkommt.


Wir haben dann noch ein bisschen TV geschaut und um 22 Uhr die Medikamente eingeworfen und schliefen die Nacht durch.

10. August 2011 / OP-Tag

Um 6 Uhr wachten wir beide auf. Wir unterhielten uns, bis die Morgenschwester kam und bei uns die Vitalfunktionen checkte.

Ich war schon im Bad, als ich hörte, dass die Tür aufging und eine männliche Person mit Ani redete und da ich mein Duschhandtuch vergessen hatte, musste ich noch mal raus. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht, dass unser ganzes Zimmer voller Ärzte waren, die um Ani standen und ihren Rücken begutachten. Mittwoch ist immer Chefarztvisite - ich vergaß. Prof. Halm war auch dabei und als er mit Ani fertig war, drehte er sich zu mir um. Mehr als ein schüchternes "Hi" hab ich nicht rausbekommen. Er schaute sich meinen Rücken an und versicherte mir, dass dies eine ganz einfache OP werden würde.


Irgendwann geht die Tür morgens auf und die versammelte Mannschaft an Ärzten steht da, um vor der OP noch einmal kurz vorbeizuschauen. Prof. Halm schaut meinen Rücken an. Es wird noch einmal angesprochen, dass ich mit dem Optik meines Rückens große Probleme habe und es so gut wie möglich werden soll. Prof. Halm meint dann, man könne ja die Rippentalanhebung mitmachen.

Nachdem wir geduscht, Haare geföhnt und Neustadt-Frisuren (zwei geflochtene Zöpfe) gerichtet hatten, zogen wir unseren OP Dress inklusive Thrombosestrümpfe an, welche wir noch oft verfluchen werden. Kurz darauf kam Schwester Karen mit einem Pfleger und sie fingen an, bei jeder die Haut aufzuschmirgeln, zu desinfizieren und dann die Elektroden für das Neuromonitoring zu befestigen. Einige Zeit später, so gegen 10, kam eine Schwester und bat uns dann die Beruhigungstabletten zu nehmen, welche nach einiger Zeit wirkten.

Irgendwann geht die Tür auf und völlig überrumpelt werde ich abgeholt. Ich werde vor U-Bit abgeholt, was anders geplant war, aber vermutlich ging die vorherige OP meines OP-Teams kürzer. Mama begleitet mich noch zum Fahrstuhl, wo wir uns "bis bald" sagen. Das haben wir davor so abgesprochen, es soll ja kein "Tschüss" sein. Dann werde ich runter gebracht, wo mich ein Pfleger in Empfang nimmt. Ich darf auf die Liege rüber klettern und werde in den Vorbereitungsraum gebracht. Dort gibt es dann den tollen Schlauch mit der warmen Luft, sodass man nicht frieren muss. Es herrscht geschäftiges Treiben und dann sagt mir der Pfleger, er wäre kurz weg und gleich wieder da.

Da liege ich nun ganz alleine in dem Vorbereitungsraum. Na ja, ganz alleine bin ich nicht, mein Teddy ist bei mir. Ich habe mich aber trotzdem sehr einsam gefühlt und mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Dann kommt er wieder und die Narkoseärztin stellt sich mir noch vor. Es gibt einen kurzen Piks, Sauerstoff und weg bin ich.

An die Intensivstation kann ich mich selbst kaum erinnern. Ich weiß rein gar nichts vom OP-Tag und bin nicht bewusst wach gewesen. Aus Erzählungen von Mama weiß ich aber, was so los war. Meine Mama meinte wohl zu mir, dass die OP doch viel kürzer ging, als sie geplant hatten. Ich habe darauf total enttäuscht entgegnet, dass sie dann an den Rippen nichts gemacht haben. Eine Erinnerung kommt mir hierbei wieder. Ich selbst habe, als ich ein bisschen bei mir war, gefühlt, ob ich eine Thoraxdrainage habe. Auch hier die Enttäuschung, weil ich weiß, was dies bedeutet. Dr. Thomsen schaut in voller OP-Montur vorbei und demonstriert meiner Mama, dass ich alles bewegen kann. Gut, meinen rechten Arm habe ich nicht bewegt, aber er meinte, ich hätte dazu wohl gerade keine Lust, der funktioniere auch. Ich selbst wusste auch bereits am nächsten Tag gar nichts mehr von der Intensiv. Ist sicher auch eine sinnvolle Einrichtung des Körpers, dass so Erlebnisse einfach aus dem Gedächtnis gestrichen werden.


Gegen kurz vor 12 bin ich dann auch abgeholt worden. Schwester Karen und ein Pfleger stöpselten das Bett ab und fuhren mich aus dem Zimmer durch die Magistrale zum Fahrstuhl. Von Mama oder meinem Freund habe ich nichts mehr mitbekommen. Oben oder unten angekommen musste ich mich auf eine andere Liege legen, was sich in meinem dösigen Zustand als schwieriger erwies. Ich wurde in den OP Vorbereitungsraum geschoben und mit einer Decke zugedeckt. Weil ich trotzdem fror, wurde ein Schlauch unter die Decke geschoben, aus dem warme Luft strömte. Ich bin immer wieder eingenickt, aber ich habe es geschafft, durch das Bullenauge in den OP-Saal zu schauen, aber keiner war zu sehen. Der Narkosearzt kam zu mir und erzählte, dass er seine Schicht verschoben hatte. Der Zugang an der linken Hand wurde gelegt, die Narkose eingeleitet und ich schlief ein.

Aus späteren Erzählungen weiß ich, dass ich bis 18:30 im OP war. Die OP dauerte 5 Stunden - 2 Stunden länger als geplant. Ein Wirbel wurde nach unten hin mehr versteift und ich habe über einen Liter Blut verloren.

Das nächste, woran ich mich erinnere, sind laute Stimmen, die mich anschreien, dass ich die Füße bewegen soll – gar nicht so einfach! Es scheint alles OK zu sein, deswegen lässt man mich wieder in Ruhe. Ich konnte nicht sprechen und habe immer nur Laute von mir gegeben. Ich habe ständig versucht mich auf die Seite zu drehen, aber warum das nicht klappte, konnte ich mir da nicht erklären. Eine Intensiv-Schwester nimmt mir irgendwann die Beatmungsmaske ab und ersetzt diese durch zwei Schläuche in der Nase. Die ganze Nacht bekomme ich zusätzlichen Sauerstoff und die Flasche ist so laut, dass ich denke, dass es draußen regnet. Ich versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, um mich zu orientieren, aber es fällt wahnsinnig schwer. Von meinem Körper merke ich gar nichts. Ständig habe ich Durst und möchte, dass ein Pfleger kommt, aber ich erreiche die Klingel nicht oft und immer ist meine Schnabeltasse leer. Irgendwie habe ich die Nacht auch rumbekommen.

11. August 2011 / "The day after"

Morgens auf der Intensivstation bin ich das erste Mal bewusst wach. Ich höre so Plätscher- und Blubbergeräusche und denke, dass es draußen so stark regnet. Es stellt sich dann jedoch als das Sauerstoffgerät heraus. Kurze Zeit später bin ich kurz ziemlich empört, weil sich jemand erlaubt mein Kopfteil des Bettes hochzufahren und ich so Schmerzen habe. Ich soll meine Zähne putzen – na ja! Die Zahnbürste hat es wenigstens in den Mund geschafft, aber mein rechter Arm ist so schwer. Danach gibt es Frühstück: Kirschjoghurt. So einen Kirschjoghurt habe ich an diesem Tag noch weitere 3 Male gegessen und man muss hier aber wissen: ich esse kein Joghurt, schon gar keinen Fruchtjoghurt! Das habe ich noch nie in meinem bisherigen Leben gemocht und es wird auch bei den Neustädter Joghurts bleiben. Außerdem habe ich später berichtet, ich hätte einen Kaffee zu trinken bekommen, der meine liebe Sucht wohl ziemlich befriedigte. Ich kann mich daran nicht erinnern, aber wird wohl stimmen.

Morgens geht es zurück ins Zimmer. Da kann ich mich noch daran erinnern, dass ich auf dem Weg dorthin zwei Mal meine Augen aufgemacht habe, um zwei sehr wichtige Fragen zu stellen: "Ist es noch das gleiche Zimmer? Kommt U-Bit da auch wieder rein?" "Ja". Ich bin beruhigt und döse wieder weg. Die Schmerzpumpe ist seit der Intensivstation mein bester Freund und ich drücke ständig drauf. Schade, dass sie nur alle 30 Minuten den Extrastoß abgibt. Die Schmerzen sind echt schrecklich. Irgendwann kommen zwei Physiotherapeutinnen herein und ich sitze das erste Mal. Was ein komisches Gefühl. Ich fühle mich wie aufgespießt und denke mir: "Nein, das ist nicht mein Rücken und wird es so auch nicht werden." Dann stehe ich auch bereits das erste Mal und trete ein paar Schritte auf der Stelle ehe der Kreislauf versagt. Ein weiteres Highlight dieses Tages ist das Frischmachen mit Pfleger David im Sitzen auf der Bettkante. Wir taufen ihn auf "Baywatch-David". Das Frischmachen findet jedoch mit einem begleitenden sehr gequältem Gesichtsausdruck meinerseits statt. Dann folgt die zweite Nacht mit meinem neuen Rücken. Die Nächte sind eine Katastrophe – an dieser Stelle noch einmal ein riesen Danke an U-Bit!! (Und ein dickes Sorry, dass ich immer so arg unruhig war nachts.)

Vorher/Nachher-Bilder Ani88
 


 

Ich werde wacher, als ich eine neue Bettnachbarin bekomme. Die Frau ist aufgedreht und möchte aufstehen, was sie nicht soll. Sie stört mich sehr.

Eine Intensivschwester mit roter Brille und kurzen blonden Haaren kommt zu mir und möchte, dass ich Zähne putze. Jedoch verlange ich als erstes meine Brille und frage nach, wie lang die Versteifungsstrecke nun ist. Als sie mir erzählt, dass ich bis L3 versteift bin, bin ich richtig sauer auf sie, obwohl sie nichts dafür kann. Nun ist das Zähneputzen an der Reihe. Die Schwester fährt ohne Rücksicht auf Verluste meine Kopfstütze nach oben und mir sackt der Kreislauf weg. Alles tut mir weh. Die Kopfstütze kommt ein Stückchen nach unten, bis mein Kreislauf sich beruhigt hat. Ich bin immer noch stinksauer auf die Schwester, aber irgendwann "putze" ich mir die Zähne und döse wieder ein. Ein Zeitgefühl habe ich nicht.

Ich werde wieder wach, als man mich von dem Blutdruckmessgerät befreit und auf den Flur schiebt. Wie lange ich da gelegen habe, weiß ich nicht.

 

Weder das hektische Treiben auf dem Flur noch die Kälte machen mir etwas aus. Ich befinde mich im Sparmodus. Irgendwann bemerke ich, dass sich mein Bett bewegt. Ich werde wieder auf die Normalstation verlegt. Der Fahrt geht nicht über die Magistrale, sondern durch die Reha-Abteilung hin zur Station 40. Ich bin wieder mit Ani im gleichen Zimmer. Meine Mama ist da, mein Freund auch. Die beiden nehme ich kaum wahr und schlafe viel. Das Essen rühre ich nicht an. Es ist nicht einfach eine angenehme Liegeposition zu finden. Mama klingelt nach der Schwester und ich werde auf die Seite gelegt und nach kürzester Zeit wieder auf den Rücken. Nachmittags bin ich etwas wacher und zwei Physiotherapeutinnen kommen. Bevor ich weiß, wie mir geschieht, sitze ich, einen Tag nach der OP, auf der Bettkante. Das Gefühl ist furchtbar: Ich fühle mich wie aufgespießt! Ein Foto von meinem Rücken wird gemacht. Wow – so gerade! Das Foto wird später von meinem Freund in Neustadt entwickelt und stand die ganze Zeit auf meinem Schränkchen – als Mutmachbild, wenn ich Schmerzen habe, dann weiß ich wenigstens wofür.

Dann muss ich mich wieder hinlegen, denn der Kreislauf ist total im Keller. Ein Arzt kommt vorbei und bespricht mit Mama, dass ich eine Blutkonserve bekomme: Es geht auch ohne, aber mit komme ich schneller auf die Beine. Abends ist waschen angesagt. Schwester Karen kommt und hebelt mich mit zwei gezielten Griffen auf die Bettkante. Zähne putzen, Haare kämmen, Gesicht waschen. Danach muss ich aufstehen und zwei Schritte nach links laufen. Mein Kreislauf ist zwar besser, aber immer noch schlecht. Die erste Nacht auf Normalstation ist schlimm. Mir geht es nicht gut und ständig ist eine Schwester im Zimmer, entweder wegen mir oder wegen Ani.

Vorher/Nachher-Bilder U-Bit

12. August 2011 / Tage 2

Morgens findet die Visite statt, bei der auch mein Operateur Dr. Thomsen dabei ist. Sowohl meine Medikamentendosis als auch die Schmerzpumpe werden höher eingestellt. Die Schmerzpumpe läuft schließlich dann auf 8,5. Die Schmerzen sind nun noch heftiger und ich frage mich schon, was ich mir da antue. Jedoch spreche ich es nie aus. Dr. Thomsen meint nun, ob ich es denn jetzt verstehen würde, dass er die Rippenbuckelresektion nicht gemacht habe. Die Schmerzen wären nicht auszuhalten gewesen. Ich nicke, denke mir aber, schlimmer hätte es doch nicht sein können. Ab diesem Tag begleitet mich ein ständiges Übelkeitsgefühl und starkes Sodbrennen. Zum Mittagessen gibt es Kartoffelbrei, Hähnchen und Spinat. Zu 2 bis 3 Löffeln Kartoffelbrei lasse ich mich überreden. Mittags geht es dann eine Runde mit meiner Physiotherapeutin auf den Flur. Ohne Gehwagen, dafür eingehakt. Ich bin danach fix und fertig. Da ich heute auf dem Flur war, kommt der Blasenkatheter weg. Zum Glück! Einerseits ja praktisch, da man nicht aus dem Bett muss, aber mich hat er so gestört und ich hatte ständig das Gefühl auf Toilette zu müssen. Abends geht es dann ins Bad zum bettfertig machen. Dort sitze ich zwar, aber ins Bad und ins Bett zurück gehe ich. Dann folgt die nächste Nacht – leider! Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube es ist in dieser Nacht. Ich halte die Schwestern auf Trab… Tagsüber sollte abgeführt werden, was man vergessen konnte. Leider bekomme ich nachts Verdauungsprobleme. Als ob die Probleme, die man schon hat, nicht reichen würden…

Die Messungen der Vitalfunktionen zeigen, dass mein Körper aus dem Takt geraten ist: der Blutdruck, die Temperatur und der Puls sind zu hoch, aber alles normal nach so einer OP, versichert mir die Schwester. Nach dem Waschen dürfen wir ein eigenes T-Shirt und eine Unterhose anziehen.

Mir tut alles weh. Am schlimmsten sind die Verspannungen in der Schulter und der Schmerz im Brustkorb. Der Stationsarzt kommt, nachdem ich Schwester Karen von dem Schmerz berichtet habe, und meint, dass etwas mit dem Herzen nicht in Ordnung sein könnte, weswegen mir ab dann jeden Tag mindestens zweimal Blut abgenommen wird. Ich fühle mich wie ein aufgespanntes Zirkuszelt.

Mama kommt und versorgt mich. Sie macht mir die Haare und flechtet die Zöpfe neu. Danach stehen wieder die zwei Physiotherapeutinnen im Zimmer und wollen ein paar Schritte laufen. Ungläubig schau ich zu, wie ich auf die Bettkannte gehoben werde und danach zum Stehen komme. So weit war ich gestern auch schon. Ich erwarte den Schwindel und die Sterne im Blickfeld, aber nichts. Der Kreislauf scheint stabil zu sein. Langsam werde ich in Bewegung gesetzt und aus dem Zimmer geleitet. Mit je einer Physiotherapeutin rechts und links eingeharkt geht es auf den Stationsflur und einmal über die ganze Station. Es ist unglaublich – vor zwei Tagen bin ich erst operiert worden und heute laufe ich schon über die Station. So glücklich ich auch nach dieser Runde war, umso mehr freue ich mich, als ich wieder im Bett liege und in Ruhe gelassen werde. Ich fühle mich gleich viel besser. Der linke Zugang und der Blasenkatheter werden entfernt, was mich nun zum Aufstehen zwingt. Mit Kühlakku im Nacken wird auch fleißig mit dem Atemtrainer trainiert. Wo ich vor drei Tagen noch alle drei Bälle hochbekommen habe, schaffe ich heute einen bis zur Hälfte. Auch das Abendbrot rühre ich ein bisschen an und finde, dass es mir echt gut geht.


Wir machen auch schon wieder Späßchen und wir können uns an alles erinnern. Können nicht verstehen, warum es Leute gibt, die nicht wissen, wie die ersten Tage waren (die Erinnerungen sind auch bei uns nach einigen Tagen weg).

Schwester Karen lobt uns dafür, dass wir schon wieder so fit sind.

Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es noch ein langer und schmerzhafter Weg wird.

13. August 2011 / Tag 3

Heute ging es uns sehr schlecht.

Heute kommt meine Schwester extra aus Stuttgart hergeflogen, um mich bis Montag zu besuchen! Leider geht es ab heute erst mal steil abwärts. Es geht gar nichts, da ich viel zu starke Schmerzen habe. Ab heute gibt es noch einen Muskelentspanner in die Tablettensammlung. Leider gibt es vom heutigen Tag nichts positives zu berichten.


Ich habe trotz Schmerztablette schlecht geschlafen und war alle halbe Stunde wach. Ich fühle mich anders als gestern. Mir ist schlecht und schwindelig. Die Messung vom HB-Wert ergibt einen Wert knapp über 7 (7,4). Ich soll heute nicht aufstehen. Im Laufe des Tages wird mein Zustand immer schlimmer. Ich weiß teilweise nicht mehr, wo ich bin und warum ich hier bin. Ich sage oft, dass ich aus diesem Körper raus will! Der Stationsarzt ist besorgt. Papa kommt heute zu Besuch, aber ich nehme kaum Notiz von ihm. Nachmittags muss ich mich übergeben. Alle vorher so mühevoll reingezwängten Tabletten kommen wieder raus. Das Antibiotikum bekomme ich über den Venenzugang, da es wegen des Schmerzkatheters dringend wirken muss. Der Stationsarzt entschließt sich dazu, dass ich noch zwei Blutkonserven bekomme, da diese aber erst aufgetaut werden müssen, fließt erst gegen Abend bis spät in die Nacht in mein Körper. Mit dem Antibiotikum und dem Blut zusammen über einen Zugang dauert es eben länger.

14. August 2011 /  Tag 4

Es geht noch schlimmer. Ich habe starke Schmerzen und mir ist gar nicht gut. Ich muss mich bisher aber nie übergeben. Das ist immer so. Mittags wird meine Schmerzpumpe abgestellt, da eine Schwester meinte, vielleicht ist sie Schuld. Danke! Mein Hauptproblem sind die Schmerzen. Ohne Schmerzpumpe ist es nicht mehr auszuhalten. Schließlich liege ich heulend da und sage das erste Mal: "Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr." An diesem Tag gibt es dann noch 2 Mal eine Morphium-Spritze in den Bauch. Aber selbst die Spritzen erlösen mich nicht von meinen Schmerzen. Wie lang geht das noch so???

Heute geht es mir schon besser. Der Schwindel und die Übelkeit sind zwar noch da, aber wesentlich besser, als gestern. Nur die Verspannungen in der Schulter und im Nacken treiben mich an den Rand des Wahnsinns. Es tut so unglaublich weh! Papa ist wieder da und ich kann mich mit ihm unterhalten. Zusammen mit einer Schwester laufe ich am Gehwagen eine Runde über die Station und bin unheimlich stolz auf mich.


Wir bekommen Besuch von Gini4, die morgen operiert wird. Wir erzählen ihr alles, was wir wissen und verschweigen den gestrigen und heutigen Tag.


Der Stationsarzt kommt vorbei und ist mit mir zufrieden. Wir beschließen die Dosierung des Schmerzkatheters von 4,5 auf 2,25 zu halbieren. Ich habe Bedenken, ob das funktionieren wird, aber ewig kann ich das Ding nicht behalten. Die Wunddrainage kann noch nicht gezogen werden, da noch zu viel Wundflüssigkeit austritt. Dies versetzt mir einen leichten Dämpfer, da ich hoffte, heute schlauchfrei zu werden.

15. August 2011 / Tag 5

Der Tag startet morgens gleich mit zusätzlichen Schmerzmitteln in Form von einer Ampulle Morphium, die ich auch nachts immer als Zusatzmedikament bekomme. Heute frühstücke ich sogar ein bisschen. Es ist fliegender Wechsel. Meine Schwester muss zurückfliegen und mein Papa ist über Nacht nach Neustadt hochgefahren, um die restliche Zeit auch da zu sein. Nach den zwei Betttagen bin ich wieder fleißiger mit dem Laufen. Erst laufe ich mit meiner Physiotherapeutin und dem Gehwagen über den Flur und die gesamte Magistrale entlang. Eigentlich laufe nicht ich mit dem Gehwagen, sondern der Gehwagen mit mir! Viel zu schwer zum Lenken. Später möchte ich noch einmal laufen. Da geht es dann mit meinem Papa und dem Gehwagen auf den Flur, wo wir Prof. Halm antreffen. Er schaut sich gleich mal meinen Rücken auf dem Flur an und bewundert sein und Dr. Thomsens Werk. Ein total sympathischer Prof.! Das sind so meine Erlebnisse an diesem Tag. Heut wird auch der Schmerzkatheter entfernt.

Dann folgt jedoch die Nacht. Ich bekomme ziemlich heftige Magen- und Bauchkrämpfe. Dazu dann der schmerzende Rücken. Es geht gar nichts. Vor allem das Schlafen geht noch weniger, als die bisherigen Nächte. Die Klingel wird des Öfteren betätig, wobei ich sagen muss, dass ich das Klingeln immer rausgezögert habe. Man möchte ja nicht ständig stören. In dieser Nacht haben Pfleger Andre und Schwester Anja Dienst. Die zwei mag ich sehr und bei ihnen traue ich mich auch zu klingeln. Als ich dann diese Nacht schon mehrmals klingeln musste, setzt sich Pfleger Andre zu mir auf mein Bett. Er versucht alles, damit mein Bauch besser wird. Schließlich spaziert er mit mir und dem Gehwagen über die Station, bringt mir Buscopan, kocht mir einen Fencheltee und erwärmt mir Wärmekissen. So viel Einsatz! Er rettet mich über diese schlimme Nacht.


Trotz dem die Schmerzen und die Verspannungen schlimmer geworden sind, entschließe ich mich zusammen mit dem Stationsarzt, dass der Schmerzkatheter gezogen wird. Es zwickt nur ein bisschen, der Taubheit sei Dank! Auch die Wunddrainage wird gezogen. Ein kurzes ekeliges Gefühl, dann ist alles vorbei.

Mit meiner neu gewonnen Freiheit laufe ich mit der Physiotherapeutin und dem Gehwagen einmal durch die ganze Magistrale. Ich bin total erledigt. Ani und ich entdecken, dass uns Eis gut tut. Ihre Eltern bringen uns nun jeden Tag ein Caretta- oder ein Kaktuseis mit. So wird man auch viel schneller wieder gesund. Meine Großeltern kommen zu Besuch. Sie sind extra 200 km gefahren, nur um mich zu sehen, aber nach dem langen Spaziergang bin ich ziemlich müde und schlafe immer wieder ein. Es fällt mir sehr schwer Gesprächen zu folgen, gerade wenn mehrere Leute gleichzeitig reden, schalte ich irgendwann ab.


Nachmittags bekommen wir Besuch von Carminchen. Sie hat ihre OP noch vor sich und lässt sich alles von uns erzählen.

Wir laufen oft zum Zimmer mit dem Kühlschrank und holen uns neue Kühlakkus. So übt man wenigstens das Laufen.

16. August 2011 / Tag 6

Von diesem Tag gibt es kein einziges Foto von mir. Die Probleme der Nacht bleiben bestehen. Ich komme nicht aus dem Bett und werde zum Röntgen im Bett gebracht. So habe ich mir das Ganze nicht vorgestellt! Das Röntgen muss jedoch sein, da mein Rücken sehr geschwollen ist und vor allem auch die Narbe und der Bereich drum herum sehr geschwollen ist. Tagsüber sind meine Eltern ein paar Stunden unterwegs. Ich habe so dolle Bauchschmerzen und Krämpfe, dass ich mich gar nicht bewegen mag. U-Bits Mama wendet ihre ultimative Fußmassage an, damit ich bisschen entspannen kann. Ich kenne niemand sonst, der sooo gut Füße massieren kann! Abends vor dem Schlafen nehme ich meine Tabletten ein und bekomme wieder Sodbrennen. Immer nachdem ich meine Tabletten geschluckt habe. Das Sodbrennen ist so stark, dass die ganzen Tabletten wieder den Rückweg antreten… Und endlich wird was geändert! Das mit den Tabletten und den ganzen Problemen war bisher leider nicht gut gelöst bzw. gar nicht. Ich muss mich erst übergeben, dass etwas getan wird, dabei habe ich in den letzten Tagen immer wieder gesagt, ich glaube, das sind die Tabletten. Und nicht die Schmerzpumpe oder sonst etwas.

Da gestern der Schmerzkatheter gezogen wurde, darf ich heute duschen. Vor dem Frühstück kam eine Schwesternschülerin und ging mit mir ins Bad. Dort passierte es dann: Ich wurde ohnmächtig. Der Kreislauf war einfach noch nicht auf Bewegung eingestellt und ist zusammengebrochen. Die Schwesternschülerin schlägt Alarm und mehrere Schwestern kommen ihr zur Hilfe. In meinem Bett komme ich schweißgebadet wieder zu mir. Schwester Karin begrüßt mich und bittet mich darum, wenn ich sie das nächste Mal sehen möchte, einfach nach ihr zu fragen. Nach dem Frühstück durfte Ani als erste duschen und danach war ich an der Reihe. Für das Duschen bekomme ich eine Schutzfolie über das Pflaster, damit kein Wasser an die Narbe kommt. Trotzdem alles taub ist, ist es sehr unangenehm, wenn jemand an den Rücken kommt. Im Bad stehe ich vor dem Spiegel und kann mein Glück kaum fassen. Ich bin gerade! Keine Delle mehr an der linken Seite und ein kurzer seitlicher Blick zeigt, dass der Buckel weg ist. Ich bin den Tränen nahe.

Das Duschen ist eine reine Wohltat. Nach einer Woche nicht duschen genieße ich jede einzelne Sekunde. Auch, wenn ich unbeteiligt auf dem Duschhocker sitze und die Schwester alles macht. Nach dem Duschen muss ich mich allerdings erst wieder hinlegen, ist doch alles ziemlich anstrengend. Mein Kreislauf ist auch immer noch nicht wieder in Ordnung.


Kaum, dass ich ein paar Minuten gelegen habe, steht eine Physiotherapeutin wieder an meinem Bett. Selber aufstehen, bücken und Treppen steigen steht heute auf dem Programm. Selber aufstehen klappt soweit, aber als ich mich an meinem Schrank bücken soll, habe ich doch Angst. Mama spricht mir gut zu und Anis Mama muntert mich auf. Es ist ein sehr komisches Gefühl. Ohne eine Pause
ging es dann ohne Gehwagen raus auf die Station an die Treppe zur Reha-Station runter. Ich versteinerte komplett, da ich wahnsinnige Angst hatte, runterzufallen. Die Physiotherapeutin sprach ruhig und schaffte es so, dass ich die Treppen runter zusteigen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es sich anders anfühlen würde, aber es war kein Unterschied zu vorher. Ebenso das Treppe rauf war kein Problem. Ich fand, dass ich einen recht zügigen Schritt hatte. Die Physiotherapeutin lobte mich, als ich total erschöpft in meinem Bett lag. Ich fand, dass ich für den heutigen Tag nun genug Aktion gehabt hatte, aber nach dem Mittag essen stand eine Frau vom Krankenhausdienst mit Rollstuhl im Zimmer und fuhr mit mir und Polsterung im Rücken zum Röntgen. Ich war so aufgeregt.


Da ich aber immer noch nicht lange sitzen konnte, bin ich sofort aufgestanden, als wir an der Röntgenstation angekommen sind. Ich entdeckte eine Liege im Warteraum, vergewisserte mich vorher aber, dass mir jemand auch beim Aufstehen helfen kann, bevor ich mich hinlegte. Im Nachhinein war dies mein schönster Moment während der ganzen Zeit. Ich lag auf dieser geraden Liege und spürte keinen Buckel mehr. Ich lag gleichmäßig mit dem ganzen Rücken auf dieser Liege. Unglaublich! Das Röntgen erwies sich als Kraftakt. Ich konnte nicht still stehen und die Sekunden, die ich still stehen musste, zogen sich hin wie Minuten. Im Rollstuhl ging es danach wieder auf Station.

17. August 2011 / Tag 7

Die WENDE ist endlich da!!! Juhu! Morgens ist Chefarztvisite, bei der ich auch mein Röntgenbild sehe. Ich denke erst, es wurde verwechselt und kann nicht meines sein, da es im Vorfeld ja hieß, so gut korrigieren wird man das nicht mehr können. Meine Gradzahlen erfahre ich leider nicht, dafür muss ich noch einige Tage warten. Aber das Röntgenbild entschädigt schon für vieles. Auch bekomme ich immer wieder von meinen Eltern zu hören, dass der Rücken echt schön flach geworden ist. In diesem Fall habe ich mich aber eindeutig zu früh gefreut. Ein paar Wochen später erst ist er abgeschwollen. Mein Magen ist heute besser. Ich bekomme das Novalgin nicht mehr in Tablettenform sondern als Zäpfchen. Bei der Visite wird dann jedoch gleichzeitig auch noch das Eisen abgesetzt, da das ja auch derartige Probleme bereiten kann. An was es letztendlich lag, weiß ich deshalb nicht.

Heute war die Chefarztvisite. Da Prof. Halm Urlaub hatte, war Dr. Quante da. Er zeigte mir meine Röntgenbilder auf dem IPad und meinte "wie Eisenbahnschienen". Ich traute meinen Augen kaum: Ich bin gerade. Keine Restkrümmung ist zu sehen und auf das seitliche Profil sieht sehr gut aus. All die Schmerzen lohnen sich und ich hatte einen enormen Motivationsschub. Auch die Tatsache, dass ich zum Wochenende hin entlassen werde, löst Freude bei mir aus.


Wir fragten bei dem Stationsarzt nach, ob wir die Röntgenbilder ausgedruckt bekommen könnten und wenig später hatten wir die Ausdrucke in der Hand.

Wir machten auch unseren gemeinsamen Spaziergang – Hand in Hand über die Station hinaus auf den Balkon.

Ich esse heute ein bisschen etwas und komme ohne Klingel durch die Nacht. Ich wache zwar ständig auf und habe ziemliche Schmerzen, aber ich bin tapfer.


Eine Stunde vor dem Abendbrot bin ich so tief eingeschlafen, dass ich nicht mitbekommen habe, dass das Abendbrot gekommen ist und bin erst wieder aufgewacht, als eine Schwester mir den Implantatsausweis und die neuen Röntgenbilder auf CD brachte. Ich war so neben der Spur, dass ich nicht wusste, wo ich war und mein kleingeschnittenes Käsebrot fälschlicherweise für kleingeschnittenen Pfannkuchen hielt. Die Enttäuschung war riesig.


Uns geht es immer besser. Abends haben wir sogar das erste Mal den Fernseher an
gehabt. Grey's Anatomy lief. Irgendwie ist das Krankenhaus dort viel cooler mit mehr Aktion, als die Schön Klinik. Blöderweise hatte Ani ihren Muskelentspanner schon genommen und wurde nach einiger Zeit total müde.

18. August 2011 / Tag 8

Vor dem Frühstück geht es gleich mal Duschen und Haare waschen! Welche Wohltat! Für den Verbandswechsel muss ich auf den Stationsarzt warten, da meine Narbe nicht so schön aussieht. Er erklärt es mir dann so, dass sie leicht entzündet sei und dies bei schlanken Patienten vorkommen kann. Da nicht wirklich Unterhautfettgewebe da wäre, kommt es manchmal durch die Fäden zu leichten Entzündungsreaktionen. Ich bekomme den Auftrag, weniger auf dem Rücken zu liegen und stattdessen mehr auf der Seite zu liegen. Ich versuche es, aber kann diesen Auftrag nicht umsetzen. Ich kann absolut nicht auf der Seite liegen. Auf keiner der beiden.

Das zweite Mal duschen stand an. Leider spielte der Kreislauf wieder verrückt und ich musste warten. Die Schwester meinte, dass ich dann alleine duschen sollte, aber davon war ich nicht sehr begeistert. Zum Glück kam zum Duschen dann eine andere Schwester, die sich hilfsbereiter zeigte und mir beim Haare waschen half. Ich bekam die Hände einfach nicht hoch. Sofort zog es dann in den Schultern – bei Ani klappte das komischerweise schon ganz gut. Jede Sekunde habe ich unter der Dusche genossen. Ich durfte danach sogar noch ein paar Minuten sitzen bleiben und einfach nur heißes Wasser auf meine Schultern laufen lassen. Meine Hoffnung war, dass dadurch die Verspannungen in der Schulter besser werden würde. Ich habe es nach dem Duschen geschafft, mich selber anzuziehen und ich war mächtig stolz auf mich. Die Schwester hat mich sehr gelobt.

Nach einem Gespräch mit meiner Mama entschieden wir uns, dass wir am Sonntag nach Hause fahren.


Heute kommt Malve zu Besuch und bringt uns Gummibärchen mit, die wir später mit Gini4 und Brinchen89 teilen. Außerdem sind viel unterwegs genauso wie Alicia.

19. August 2011 / Tag 9

Da wird durch die OP gewachsen sind, wollten wir unsere neue Körpergröße wissen. Da wir keinen langen Zollstock hatten, stellten wir uns abwechselnd an meinen Schrank und Anis Papa hat mit Hilfe eines kleines Klebestreifens und der Tablettendose unsere Größe gemessen. Ergebnis: 1,66 m und 1,81 m.

Ich gehe heute eine größere Strecke zu Fuß (von der Magistrale aus ins Freie, runter zum Segel und um die Klinik herum zum Haupteingang wieder rein). Eine Wanderung, nach der ich mich erst mal ausruhen muss.


Mama ging in Neustadt einkaufen und brachte mir ein paar neue Oberteile mit. Eng anliegende Tops und eine Neustadt-Zippjacke.

Heute kam mein Freund wieder und stolz zeigte ich ihm meine Fortschritte und kam ihm entgegen und umarmte ihn das erste Mal nach der OP.


Wir unternahmen den Versuch unser Mittagessen am Tisch zu essen. Nach einigen Minuten gab ich auf und aß im Bett weiter. Ani schaffte ein bisschen länger.
Abends gehen die Mamas dann gemeinsam zum McDonald´s Essen holen. Wir verpassen vor Aufregung leider die abendliche Tabletteneinnahme und dies fällt uns erst auf, als die Schmerzen voll durchbrechen. Das war es dann wohl mit dem Abend. Das McDonald´s-Essen ist gut, jedoch schaffen wir nur ganz wenig und müssen nach kurzer Zeit im Liegen weiter essen.

20. August 2011 / Tag 10

Heute frühstückten wir am Tisch! Das war doch schon mal ein anderer Anblick. Sehr anstrengend, aber zufriedenstellend. Unser Zimmer sieht inzwischen nicht mehr wohnlich, sondern sehr chaotisch aus. Dies war auch der Grund, weswegen wir von einer Schwester Ärger bekommen.

Es passt sogar ein halbes Brötchen rein. Ist auch nötig. Ich bin doch schon ziemlich knochig geworden. Heute ist wieder Duschtag und sonst schlafe ich viel. Ich muss den fehlenden Schlaf der Nacht nachholen.


Da ich morgen entlassen werde, fing Mama an meine Sachen zusammenzupacken. Uns fiel auf, dass meine Röntgenbilder und Befunde von vor der OP nicht da sind. Auch im Schwesternzimmer oder auf der Intensivstation erreichten wir nichts. Bis heute sind sie verschollen. Mir fiel ein, dass auch noch Nachher-Fotos von meinem Rücken gemacht werden mussten, aber die zuständige Schwester hatte frei und die Kamera war nicht zu finden. Dann eben keine Fotos.

Außerdem warteten wir den gesamten Tag auf die angekündigte Visite. Auf Nachfrage, wann die denn nun endlich stattfinde, wusste niemand eine Antwort. Der Arzt wäre verschollen. Auch gut… Schließlich durften wir raus, nachdem wir eine Handynummer hinterlassen haben. Wir gingen alle zusammen runter ans Meer, wobei unzählige Fotos mit strahlenden Gesichtern geschossen wurden.

Um 17 Uhr kam dann auch Dr. Simon und erzählte mir und meiner Mama noch mal alles wichtige für die erste Zeit danach. Ein Rezept für eine Greifzange und Toilettensitzerhöhung bekam ich noch mit.


Abends war wieder Fernsehen angesagt.

21. August 2011 / Tag 11

Tag der Entlassung. Zur Feier des Tages zog ich mir die neuen Klamotten von Mama an. Ich bekam noch ein Satz Thrombosestrümpfe für zu Hause und eine letzte Thrombosespritze. Mein Bauch war grün und blau von den ganzen Spritzen. Mama saß mit Anis Eltern in der Cafeteria und ich begab mich auf den Weg dorthin. Vor unserer Tür stand ein großer Spiegel. Ich betrachtete mich lange im Spiegel und drehte mich, um meinen neuen Rücken zu genießen. Ganz glauben konnte ich es immer noch nicht.

Nachdem wir uns von den Schwestern verabschiedet hatten, holte Mama das Auto und wir machten uns auf dem Weg. Der Abschied von Ani und ihren Eltern fiel mir sehr schwer. In der Zeit hat man sich aneinander gewöhnt und sie hat mir in der ersten Zeit sehr gefehlt.

Der Beifahrersitz wurde mit einer dicken Daunendecke und Hüggli ausgestattet und so ging es auf die 4,5 stündige Heimfahrt.


Heute reist U-Bit nach Hause. Ich reise erst morgen ab, da es so kurzfristig für den Sonntag keinen Flug gab. Ich bekomme sofort eine neue Bettnachbarin und mir ist den ganzen Tag ziemlich langweilig. Ich möchte jetzt auch unbedingt nach Hause. Ich bin eigentlich den ganzen Tag damit beschäftigt mein ganzes Gepäck wieder einzupacken. NIE wieder würde ich so viel mitnehmen!

22. August 2011 / Tag 12

Heute geht es nach Hause! Morgens möchte ich unbedingt noch einmal duschen. Ich darf bis nach dem Mittagessen bleiben, weil wir erst gegen 13 Uhr losfahren müssen. Kurz bevor wir starten wollen, werden dann noch die Nachher-Fotos geschossen. Die 3D-Vermessung klappt nicht. Dadurch ist der Zeitplan dann doch ein bisschen durcheinander und die Verabschiedung von Brinchen89 und Gini4 muss kurz ausfallen. Die Autofahrt zum Flughafen überstehe ich halbliegend gut. Wir fliegen mit Lufthansa heim. Hier ist der tolle Service zu erwähnen. Unser Einchecken findet an einem extra Schalter für "mobilitätseingeschränkte Personen" statt, der sich bei den Businessclass-Schaltern befindet. Dort warten wir dann auch, bis wir von einer Frau des Roten Kreuzes abgeholt werden. Im Rollstuhl geht es dann durch die Fastline quer durch alles durch und direkt als erstes in den Flieger. Für alle, die heim fliegen, ist dies ein wichtiger Tipp! Ich hätte die großen Strecken zu Fuß noch nicht geschafft. Nach einer Stunde ruhigem Flug landen wir dann bei 36° in Stuttgart. Sehr angenehm mit Thrombosestrümpfen bis oben und einer langen Sporthose drüber!

Den Schritt zur OP haben wir nicht bereut, aber es war und ist ein langer und beschwerlicher Weg, der viel Kraft und Durchhaltevermögen erfordert!!!

Wir hoffen, dass wir mit unserem OP Bericht einigen helfen können, die ihre OP noch vor sich haben.
 

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